Pröpstin Spory - Mit Videos
Pröpstin Spory: „Nicht hinter Mauern verstecken, sondern Steine ins Rollen bringen“
Die evangelische Pröpstin für Oberhessen, Anke Spory, ist am Freitag (8. September 2023) in Gießen in ihr Amt eingeführt worden. Sie ist die erste Frau an der Spitze der Propstei. Die 54 Jahre alte promovierte Theologin ist mit Dienstsitz in Gießen für rund 300.000 Evangelische in den Landkreisen Gießen, Vogelsberg und Wetterau zuständig. Ihre Funktion ist mit der einer Regionalbischöfin in anderen Kirchen vergleichbar. Ende April war sie von der hessen-nassauischen Kirchensynode gewählt worden. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Spory folgt Matthias Schmidt nach, der im vergangenen Jahr auf eigenen Wunsch aus dem Propstamt schied.
Spory: Uneitle Kirche, die Ärmel hockrempelt
Bei dem Festgottesdienst in der Gießener Petruskirche sprach sich Spory für eine evangelische Kirche aus, die sich „nicht hinter Mauern versteckt, sondern Steine ins Rollen bringt“. Spory träume auch von einer „uneitlen Kirche, die die Ärmel hochkrempelt und anpackt“. Dabei sei es nicht wichtig zu wissen „was richtig und was falsch ist, sondern die Aufgaben, die das Leben ihr vor die Füße legt“ aufzugreifen und durch ihre Hände zu gestalten. Zugleich bleibe eine Kirche wichtig, „die keine Schutzmäntel verspricht, sondern die es aushält, auch im Stillen und Verborgenen ihren Dienst zu tun und einen sicheren Ort bereitet“. Das Bild von einer Kirche wie ein Fels, die „nichts und niemand neben sich braucht“ sei überholt. Spory: „Das ist nicht mein Kirchenbild. Sondern, jede und jeder ein Stein, der erst mit anderen zusammen stark und tragfähig wird.“ Bei dem Festgottesdienst stellte Spory den Apostel Petrus in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen, der in der biblischen Überlieferung oft als „Fels der Kirche“ bezeichnet wird.
Scherf: Theologin mit sensiblem Blick für Menschen und Gemeinwesen
Hessen-Nassaus Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf bezeichnete Spory als Theologin mit vielen „Erfahrungen und Kompetenzen im Gepäck“. Dazu gehöre unter anderem ihre Berufspraxis bei der Deutschen Bank, ihre Arbeit als Coach und ihre Mitwirkung bei Verkündigungssendungen im Hessischen Rundfunk. Spory trete nicht als Pröpstin an, „die auf alles fertige Antworten hat“, sondern die mit „sensiblem Blick“ auf das schaue, was einzelne Menschen oder ein Gemeinwesen bewege. Sie sei neugierig auf das „gemeinsame Finden und Aufbrechen“ in Oberhessen.
Becher: Pröpstin mit vielfältigen Begabungen in Oberhessen
Der Gießener Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher hieß die neue Pröpstin für Oberhessen in der Universitätsstadt Gießen herzlich willkommen. Becher könne „in der Stadt und den Landkreisen auf ein gutes und wichtiges Zusammenwirken mit der evangelischen Kirche und ihren diakonischen Einrichtungen in vielen gesellschaftlichen Feldern blicken“. Dies reiche von Migrationsberatung und Kita-Trägerschaften, von Feier- über Erinnerungskultur, bis zur sozialen Stadtentwicklung mit dem Netz engagierter Kirchengemeinden. Becher: „Vor diesem Hintergrund freue ich mich auf zukünftige Begegnungen mit Pröpstin Spory, die mit so vielseitigen Erfahrungen und Kompetenzen als Kirchenleitung nach Oberhessen kommt.“
Erstmals mehr Frauen in geistlichen Leitungsämtern
Erstmals in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt es mit der Einführung von Anke Spory auch mehr Pröpstinnen als Pröpste. Im Amt sind neben Spory dann Sabine Bertram-Schäfer (Nord-Nassau) und Henriette Crüwell (Rheinhessen und Nassauer Land) sowie Oliver Albrecht (Rhein-Main) und Stephan Arras (Starkenburg). Den feierlichen Gottesdienst in der Gießener Petruskirche gestalteten am Freitag neben Hessen-Nassaus Stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, der hessen-nassauischen Präses Birgit Pfeiffer und zahleichen weiteren Mitwirkende auch über 80 Musikerinnen und Musiker aus der Region Oberhessen.
Zur Person: Anke Spory
Anke Spory wurde 1968 in Wiesbaden geboren. In Göttingen studierte sie Sozialwissenschaften, anschließend in Frankfurt und Heidelberg Evangelische Theologie. Nach ihrem Vikariat in der Stadtkirchengemeinde Darmstadt war sie in der Personalentwicklung der Deutschen Bank tätig, bevor sie 2002 Pfarrvikarin in der Evangelischen Kirchengemeinde Friedberg wurde. Nach ihrer Elternzeit war Spory von 2011 bis 2020 Pfarrerin in Bad Homburg Gonzenheim. Seit drei Jahren ist sie Geschäftsführende Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde in Frankfurt. Sie ist seit 2014 auch Autorin für Verkündigungssendungen im Hessischen Rundfunk und Mitglied der Prüfungskommission für das Erste Theologische Examen. Spory promovierte über das Thema „Familie im Wandel“ und absolvierte Ausbildungen im kreativ-biographischen Schreiben und als Systemischer Coach.
Zur Propstei Oberhessen
Die Propstei Oberhessen ist eine von fünf Propsteien in der hessen-nassauischen Kirche. Zu ihr gehören fünf Dekanate mit rund 280 Pfarrerinnen und Pfarrern in etwa 300 Gemeinden in den Landkreisen Gießen, Vogelsberg und Wetterau. Die Pröpstin ist für rund 300.000 Evangelische zuständig. Dienstsitz ist Gießen. Die Propstei verantwortet von dort aus die evangelische Orientierung der Kirche in der Region. Dazu gehört die Visitation der Gemeinden, die Ordination und geistliche Begleitung der Pfarrerinnen und Pfarrer. Pröpstinnen und Pröpste sind auch Vorgesetzte der Dekaninnen und Dekane. Sie sind zudem qua Amt Mitglieder in der Kirchenleitung der EKHN. Die Amtszeit für Pröpste und Pröpstinnen beträgt sechs Jahre. Wiederwahlen sind möglich.
Fotohinweis
Portraits von Pröpstin Spory und Bilder von der Amtseinführung stehen als Download bereit: https://kirchencloud.kigst.de/index.php/s/To0sJhGgFhtpmZN
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