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Anpassung an das Klima

Gärten und kirchliche Grünflächen dem Klimawandel anpassen (mit Video)

Hagebutte

Einige Rosenarten sind recht robust, was die Trockenheit betrifft; die Früchte der Kartoffelrose können zudem zu Tee oder Marmelade weiterverarbeitet werden

Hobbygärtner und die Verantwortlichen von Grünflächen haben die Auswirkungen der Trockenheit im letzten Jahr unmittelbar erlebt. Durch den Klimawandel nehmen die Wetterextreme zu. Deshalb sind besonders robuste Pflanzen gefragt, die zudem die menschliche Lebensqualität fördern. Maßnahmen zur Anpassung an das veränderte Klima und zur Förderung der biologischen Vielfalt auf Kirchengrundstücken unterstützt die EKHN mit 10.000 Euro.

Die Garten- und Pflanzsaison steht bald an, ein guter Moment, sich über die Planung Gedanken zu machen. Nach dem Trockenjahr 2018 kann es Sinn machen, Gartenbereiche rund um das eigene Haus oder kirchliche Gebäude dem Klimawandel anzupassen. „Die trockeneren Sommer werden zunehmen, auch wenn sie sich mit feuchteren Jahren abwechseln. Aber es gibt Möglichkeiten, die Begrünung den veränderten Bedingungen anzupassen“, erklärt Dr. Maren Heincke, Referentin für den Ländlichen Raum im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Deshalb möchte das Zentrum auch Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen bei dem Veränderungsprozess unterstützen – zunächst bei der Anpassung der Grünanlagen (siehe unten). Dabei ist der Agrarreferentin bewusst, dass die nötigen Veränderungen wesentlich umfassender sein müssten: „Die Gebäude sowie die Infrastruktur in Deutschland müssten an starke Stürme, längere Hitze- und Trockenperioden, aber auch an Starkregen und Überschwemmungen angepasst werden.“

Massiver Schädlingsbefall bei Fichten, Kiefern und Ahornbäumen

Wie sich Dürre und Extremwetterlagen im letzten Jahr auf die Pflanzen ausgewirkt haben, konnten viele Hobbygärtner und Verantwortliche von Grünflächen selbst erleben: gelb-braune Rasenflächen, vertrocknete Büsche – mit dem Gießen kamen viele kaum hinterher, zumal in einigen Orten im Taunus und Vogelsberg das Trinkwasser knapp wurde. Die Extremwetterlagen haben weitere Folgen, wie Hessen-Forst mitgeteilt hat: „Neben Sturm `Friederike´ im Januar setzten Dürre und Hitze den Bäumen zu. Auch die Massenvermehrung des Borkenkäfers hat bereits in 2018 enorme Schäden am Wald verursacht – weitere Folgeschäden sind in 2019 sowie den Folgejahren zu erwarten.“ Aber nicht nur Nadelbäume wie die Fichten haben mit den Folgen der Witterungsextreme zu kämpfen, auch Ahornbäume sind betroffen. „Anfang Januar wurde in Proben die Rußrindenkrankheit festgestellt“, berichtet Revierleiter Jörg Heßler über den Zustand eines Waldstückes bei Lich. 30.000 Bäume müssen gefällt werden. Der Pilz hat die Ahornbäume tödlich geschädigt und Mitte Februar 2019 starteten die Baumfällarbeiten. Die Forstmitarbeiter, die sich der Baumfällaktion genähert haben, mussten einen Mundschutz tragen. Denn wenn der Mensch die Pilzsporen einatmet, kann das eine Entzündung der Lungenbläschen auslösen. Laut Presseberichten zählen zu den Symptomen Reizhusten, Fieber, Atemnot und Schüttelfrost. Auch in Frankfurt am Main und Offenbach sind Ahornbäume von der Rußrindenkrankheit betroffen.

Trockenstress macht Bäume angreifbar

Revierleiter Heßler erklärt: „Vermutlich hat der Pilz die Bäume schon seit einigen Jahren befallen, wahrscheinlich durch die Wetterkapriolen der letzten Jahre begünstigt. Fakt ist, dass der Wald im Jahr 2018 gewaltig gelitten hat. Die Ahornbäume sind vermutlich in einen Trockenstress gefallen, das macht die Bäume angreifbar.“ Durch den Wassermangel habe der Pilz eine Möglichkeit bekommen, die Bäume tödlich zu schädigen. Die Baumfällarbeiten seien nun ein starker Eingriff in das lokale Ökosystem, von dem viele andere Pflanzen und Tiere betroffen seien.

Lebensqualität und lokales Kleinklima selbst beeinflussen

Dr. Maren Heincke macht deutlich, wie wichtig gesunde Bäume und andere Pflanzen auch für den Menschen sind: „Nur um einige positive Effekte zu nennen: Sie produzieren den Sauerstoff zum Atmen,  filtern die Luft, regulieren das Klima und wirken nachweislich positiv auf die menschliche Gesundheit.“ Durch weitere Extremwetterlagen könnten die Bäume und andere Pflanzen jedoch weiter geschädigt werden. Dabei macht die Agrarexpertin auf die Gestaltungsmöglichkeiten von Hobbygärtnern und von Verantwortlichen der kircheneigenen Grünflächen aufmerksam: „Die biologische Vielfalt lässt sich auch im Rahmen des Klimawandels unterstützen. Das fördert auch die menschliche Lebensqualität. Jeder kann dazu beitragen – im Großen und im Kleinen.“ So sorgten Schatten spendende Bäume in Siedlungen beispielsweise für angenehme Kühle bei Hitze. Deshalb hat sie sich für eine passendere Bepflanzung des Geländes rund um das Zentrum in Mainz eingesetzt. „Statt einem Lattenzaun wird das Kirchengrundstück nun durch robuste, einheimische Hecken eingegrenzt, die auch Vögeln, Insekten und Igeln Schutz und Nahrung bieten“, freut sich die Agrarreferentin.

10.000 Euro für Kirchengemeinden, Kitas und kirchliche Einrichtungen

Aber auch Kirchengemeinden, Kindertagesstätten und andere Einrichtungen der EKHN sollen die Chance bekommen, ihre Begrünung den veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Deshalb hat Agrarreferentin Heincke eine Neuigkeit: „Die Landeskirche stellt 10.000 Euro für Maßnahmen zur Verfügung, die die Biodiversität auf kircheneigenem Gelände fördern. Das Paket beinhaltet Zuschüsse für Sachmittel und eine Fachberatung.“ Sie nennt Beispiele für mögliche Maßnahmen: das Anlegen von trockenresistenten, insektenfreundlichen Stauden oder Bienenweiden. Auch Kirchtürme könnten durch Umbaumaßnahmen zum Lebensraum werden, beispielsweise als Nistplatz für Schleiereulen. 

Kontakt für Bewerbungen:
Dr. Maren Heincke
Albert-Schweitzer-Str. 113–115
55128 Mainz
Telefon: 06131 28744-47
per E-Mail  
Website

Tipps für robuste Grünflächen, die biologische Vielfalt fördern:

  • Trockenresistente Bäume stehen lassen, bzw. neu pflanzen: Durch den Kühl- Befeuchtungs- und Schatteneffekt wird dadurch auch der Erholungseffekt für den Menschen gesteigert.
  • Beete sollten gemulcht werden, um die Verdunstung zu verringern und um das Bodenleben zu verbessern,  
  • extensiver, insektenfreundlicher Rasen mit unterschiedlichen, standortgerechten Grassorten und Blumen; Inseln mit hohen Gräsern können bei Mähen belassen werden; auf getrimmten, englischen Rasen sollte eher verzichtet werden,
  • Dächer und Fassaden begrünen,
  • Vogel- und Tiertränken aufstellen, täglich Wasser wechseln,
  • Vermeiden von Steingärten, da sie die Umgebung zusätzlich aufheizen und ungünstig für das Bodenleben und die biologische Vielfalt sind; zudem ermöglichen sie kaum Wasserinfiltration in den Boden,
  • Wasserrecycling: Regenwasser in Zisternen auffangen und nutzen,
  • Auf Versiegelung verzichten: Parkplätze und Wege durchlässig gestalten, zubetonierte Flächen entsiegeln, 
  • Außerhalb des eigenen Grundstücks: Baum- oder Beetpatenschaften übernehmen, dabei die Pflegetipps der Kommunen beachten.

Robuste Pflanzen, die extremere Wetterlagen besser aushalten:

  • Felsenbirne,
  • Rosen, Wildrosen,
  • Sanddornstrauch,
  • Königskerze,
  • Fetthenne,
  • Salbei, 
  • Glockenblume

Bei der Auswahl der Pflanzen sollten zudem die Bedingungen des jeweiligen Standortes berücksichtigt werden, beispielsweise die Bodenqualität oder die Lichtverhältnisse.

Informationen über Anpassung an den Klimawandel und Biodiversität:

Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen

Hessen: Fachzentrum für Klimawandel und Anpassung

Gartenakademie Rheinland-Pfalz

Hessische Gartenbauakademie

Naturschutzverband BUND

Naturschutzverband NABU

Ein Baum als Himmelreich

In einem Gleichnis erklärt Jesus, wie man sich das Reich Gottes vorstellen kann: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Matthäus 13,32)


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